Ein Nachguss von Wilhelm Lehmbrucks letzter Großplastik, dem Sitzenden Jüngling (1916/17), wird am Mittwoch, 29. September, 11 Uhr, auf dem Ehrenfriedhof am Kaiserberg aufgestellt. Damit kehrt die Figur, die als Mahnmal gegen den Krieg gilt, an seinen historischen Standort zurück.
Am 8. November 1922 war ein von der Stadt Duisburg angekaufter Bronzeguss des Sitzenden Jünglings erstmals auf dem Ehrenfriedhof am Kaiserberg aufgestellt worden. Im Jahr 1944 wurde die Skulptur, die vom nationalsozialistischen Regime als „entartet” diffamiert wurde, bei einem Fliegerangriff durch Bombensplitter beschädigt. Da sie jedoch in ihrer Substanz voll erhalten geblieben war, konnte sie nach dem Kriegsende restauriert werden. Sie wurde 1964, aus Anlass der Neueröffnung des Lehmbruck Museums, dauerhaft in die Sammlungspräsentation integriert. Der schon damals hohe Wert des Werkes und seine herausragende Bedeutung für die Sammlung des Museums haben den Ausschlag gegen eine Wiederaufstellung der Bronze auf dem Ehrenfriedhof gegeben.
Von links nach rechts: Jörg Mascherrek (Lehmbruck Museum), Dr. Söke Dinkla (Direktorin des Lehmbruck Museums), Sören Link (Oberbürgermeister der Stadt Duisburg), Michael Rademacher-Dubbick (Beiratsvorsitzender/Gesellschafter der Ludwig KROHNE GmbH & Co. KG), Foto: Frank Vinken
„Lehmbrucks Sitzender Jüngling ist ein Schlüsselwerk, das uns hilft, Lehmbrucks Innovationen zu verstehen: Er befreit seine Figur rigoros von allen erzählerischen Funktionen – das macht die Modernität seiner Figuren aus”, so Dr. Söke Dinkla, Direktorin des Lehmbruck Museums, das die Neuaufstellung federführend organisiert hat. Mit seinem Menschenbild schafft Wilhelm Lehmbruck (1881–1919) einen Gegenentwurf zu den Formenfindungen Auguste Rodins (1840–1917), auf dessen Denker sich die 1916/17 geschaffene Bronze des Duisburger Bildhauers bezieht. Im Gegensatz zum muskulären Körper des Denkers bei Rodin findet Lehmbruck eine neue Form, die, so Dinkla weiter, „das Schöne des menschlichen Leids verkörpert.” Wilhelm Lehmbruck nannte seinen Sitzenden Jüngling auch Denker, Der Freund und Der Gebeugte. „Es erfüllt mich mit großer Freude, dass dieses Schlüsselwerk Lehmbrucks als Gegenmodell zur heroischen Figur des kriegerischen Mannes nun wieder an dem für ihn vorgesehenen Ort aufgestellt wird. Die Figur führt uns die grundsätzliche Verletzlichkeit des Menschen eindringlich vor Augen”, so Dinkla weiter.
Der Wunsch, das Werk bzw. einen Nachguss, wieder an seinem ursprünglichen Platz aufzustellen, wurde in den vergangenen Jahren immer größer. Auf Initiative von Astrid Neese (Beigeordnete, Dezernentin für Bildung, Arbeit und Soziales der Stadt Duisburg), Dr. Söke Dinkla (Direktorin des Lehmbruck Museums), Thomas Krützberg (Beigeordneter a.D., Geschäftsführer/Sprecher der Geschäftsführung IMD) und Michael Rademacher-Dubbick (Beiratsvorsitzender/Gesellschafter der Ludwig KROHNE GmbH & Co. KG) wird nun ein Nachguss der im Lehmbruck Museum befindlichen Bronze auf den Kaiserberg zurückkehren. Die drei Duisburger Rotary Clubs haben das Projekt ideell und finanziell unterstützt. Initiator*innen und Förder*innen sehen „in der Skulptur und ihrer Wiederaufstellung eines ihrer zentralen Ziele verwirklicht, der Völkerverständigung und dem Frieden zu dienen.”
Über das Lehmbruck Museum
Das Lehmbruck Museum ist das international bedeutendste Museum für Skulptur der Moderne und der Gegenwart in Europa. Seine Sammlung moderner Plastiken von Künstlerinnen und Künstlern wie Alberto Giacometti, Meret Oppenheim, Pablo Picasso, Barbara Hepworth, Rebecca Horn und natürlich Wilhelm Lehmbruck ist europaweit einzigartig. Beheimatet ist das Museum in einem eindrucksvollen Museumsbau inmitten eines Skulpturenparks mit Werken von Bildhauerinnen und Bildhauern wie Alicja Kwade, Julian Opie, Tony Cragg und Dani Karavan.
Namensgeber des Hauses ist der Bildhauer Wilhelm Lehmbruck, der 1881 in Meiderich, heute ein Stadtteil von Duisburg, geboren wurde. Lehmbruck ist einer der bedeutendsten Bildhauer der Klassischen Moderne. Er hat mit seinem Werk maßgeblichen Einfluss auf nachfolgende Künstlergenerationen und ist auch nach seinem frühen Freitod im Jahr 1919 bis heute einflussreich geblieben.
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