Norbert Kricke

Laufzeit: 18. November 2022 bis 7. Mai 2023

Eröffnung: Donnerstag, 17. November, ab 17 Uhr (nur nach vorheriger Anmeldung)

Mit seinen filigranen Raumplastiken zählt Norbert Kricke (1922–1984) zu den wichtigsten Vertretern der konkreten Kunst. Heute fast vergessen sind jedoch seine figürlichen Anfänge. Krickes 100. Geburtstag nimmt das Lehmbruck Museum zum Anlass für eine Studioausstellung, die seine Innovationskraft zeigt – von den gegenständlichen Figuren des Frühwerks bis zu den bewegten Plastiken, in denen sich alle Materie im Raum verliert. Mit 13 Skulpturen und 20 Grafiken stellt die Ausstellung Bezüge zu einflussreichen Bildhauern wie Wilhelm Lehmbruck, Alberto Giacometti, Hans Uhlmann und Alexander Calder her, die mit bedeutenden Werken in der Sammlung des Lehmbruck Museums vertreten sind.

Norbert Kricke, Kriechender, 1948-49, © Nachlass Norbert Kricke, Foto Frank Vinken  .jpg
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Norbert Kricke, Kriechender, 1948-49, hinten Raumplastik weiß - Tempel  © Nachlass Norbert Kricke, Foto Frank Vinken  .jpg
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Norbert Kricke, vorne Torso, 19148, rechts Jüngling -Narkissos, 1948-50, hinten Zeichnungen 1963-64, © Nachlass Norbert Kricke, Foto Frank Vinken.jpg
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„Die beschwingten Formen der Plastiken Norbert Krickes bezaubern uns bis heute. Gerade im Stadtraum geben Sie der Strenge und Schwere der Architektur eine tänzerische Leichtigkeit. Sie öffnen sich der Unbegrenztheit von Raum und Zeit und stehen in der Kunst der Nachkriegszeit für eine neue Idee von Freiheit”, so Museumsdirektorin Dr. Söke Dinkla.

Für sein grafisches und plastisches Werks wurde Kricke bereits 1971, als zweiter Bildhauer nach Eduardo Chillida, mit dem Wilhelm-Lehmbruck-Preis der Stadt Duisburg ausgezeichnet. Seit 1966 wird der Preis zur Erinnerung an Wilhelm Lehmbruck verliehen, dem sich Kricke zeitlebens besonders verbunden fühlt: „Er war der erste, der das Raumproblem, wenn auch noch in statischer Weise, angefasst hat. Der Schritt des emporsteigenden Jünglings war für damalige Verhältnisse eine unerhört kühne Tat“, äußerte sich Kricke im Rahmen der Preisverleihung.

Zu Beginn seiner künstlerischen Laufbahn widmet sich Kricke Mitte der 1940er-Jahre zunächst klassischen Motiven der Bildhauerei. Seine frühen Werke orientieren sich an der Antike und sind von einer klaren plastischen Formen­sprache geprägt. Getrieben von der Suche nach einer eigenen Ausdrucksform beginnt Kricke sich von der Geschlossenheit und dem Volumen abzuwenden. Die entstehenden Figuren sind deutlich reduziert und erinnern an die Figuren Wilhelm Lehmbrucks und Alberto Giacomettis.

Während seiner Berliner Studienzeit (1946–1947) lernt Kricke die abstrakten Drahtarbeiten Hans Uhlmanns kennen, die ihn nachhaltig prägen. Zu Beginn der 1950er-Jahre entwickelt er mit seinen Stahlplastiken eine bahnbrechend neue Form von Skulptur und findet zu seiner „typischen“ Formensprache, geprägt von Linien, die sich dynamisch durch den Raum bewegen. Kricke gelingt eine Dynamisierung der Skulptur, die für die Bildhauerei bis heute wegweisend ist.

Norbert Kricke, Raumplastik „Hornisse”, 195556 © Nachlass Norbert Kricke, Foto Jürgen Diemer.jpg
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Der Künstler

Norbert Kricke (1922–1984) zählt zu den wichtigsten Vertretern der deutschen Nach­kriegsmoderne. Er studierte von 1946 bis 1947 als Meisterschüler unter Richard Scheibe an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. 1947 zieht Kricke zurück in seine Heimatstadt Düsseldorf und findet als freischaffender Künstler zu seiner „typischen” Formenspra­che, geprägt von Linien, die sich dynamisch durch den Raum bewegen. Krickes unge­genständliche Raumplastiken verzichten auf Masse und Volumen und suggerieren Schwerelosigkeit und Bewegung. Damit wird der Raum für die Wahrnehmung der Betrachtenden geöffnet. 1964 wird Norbert Kricke als Professor für Bildhauerei an die Staatliche Kunstakademie in Düsseldorf berufen, die er von 1972 bis 1981 als Direktor leitet.

Krickes Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen welt­weit präsentiert, unter anderem im Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal (2011), im Kunstpalast Düsseldorf (2006), im Detroit Institute of Arts (2003), im Martin-Gropius-Bau in Berlin (1997), im Palazzo della Società Promotrice delle Belle Arti in Turin (1985), in der Staatsgalerie in Stuttgart (1876), in der Hamburger Kunsthalle (1973), im Museum of Modern Art in New York (1961) und der Galerie Ophir in München (1953). Insgesamt drei Mal – 1959, 1964 und 1977 – stellte Kricke auf der documenta in Kassel aus. 1964 nahm er an der 32. Biennale di Venezia teil. 

Krickes Werke sind in diversen renommierten Sammlungen vertreten, so zum Beispiel in der Hilti Art Foundation, Vaduz (Liechtenstein), der Nationalgalerie, Berlin, der Staatsgalerie, Stuttgart, dem Museum Ludwig, Köln, dem Museum Abteiberg, Mönchengladbach, und der Situation Kunst (für Max Imdahl), Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum.

Für den öffentlichen Raum realisierte Kricke unter anderem die Große Mannesmann (1958–1960) am Düsseldorfer Rheinufer, die Raum-Zeit-Plastik (1955/56) an der Fassade der Städtischen Bühnen Münster oder das Wasserherz (1969), das anlässlich der zweiten Bundesgartenschau im Dortmunder Westfalen­park entstand. Für das 1959 eröffnete Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen gestaltete Kricke die Außenwand des Kleinen Hauses.

1958 wurde Kricke mit dem Preis der Graham Foundation for Advanced Studies in Fine Arts, Chicago, ausgezeichnet. Nach der Ehrung mit dem Großen Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für Bildhauerei (1963) ist die Verleihung des Wilhelm-Lehmbruck-Preises der Stadt Duisburg im Jahr 1971 die dritte international renommierte Auszeichnung Norbert Krickes.

Norbert Kricke, Jüngling, 1949 (c) Nachlass Norbert Kricke, Foto Lehmbruck Museum.jpg
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Norbert Kricke, Raumplastik, 1976, © Nachlass Norbert Kricke, Foto_Jürgen Diemer.jpg
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Norbert Kricke, Liegender Jüngling (Porträt Alfred Kricke), 1949, © Dr. Ernst-Gerhard Güse, Weimar, Foto_Bernd Kirtz.jpg
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Norbert Kricke, Raumplastik, 1959 © Nachlass Norbert Kricke, Foto Octavian Beldiman.jpg
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Über Lehmbruck Museum

Das Lehmbruck Museum ist das international bedeutendste Museum für Skulptur der Moderne und der Gegenwart in Europa. Seine Sammlung moderner Plastiken von Künstlern wie Alberto Giacometti, Meret Oppenheim, Pablo Picasso, Barbara Hepworth und natürlich Wilhelm Lehmbruck ist europaweit einzigartig. Beheimatet ist das Museum in einem eindrucksvollen Museumsbau inmitten eines Skulpturenparks, der zum Schlendern und Entdecken einlädt.

Namensgeber des Hauses ist der Bildhauer Wilhelm Lehmbruck, der 1881 in Meiderich, heute ein Stadtteil von Duisburg, geboren wurde. Lehmbruck ist einer der bedeutendsten Bildhauer der Klassischen Moderne. Er hat mit seinem Werk maßgeblichen Einfluss auf nachfolgende Künstlergenerationen und ist auch nach seinem frühen Freitod im Jahr 1919 bis heute einflussreich geblieben.

Kontaktdaten

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