Sculpture 21st: Nevin Aladağ

6. Mai bis 19. September 2021

Nevin Aladag, Resonator Wind, 2019, © die Künstlerin und Wentrup, Berlin, Foto  Künstlerin.jpg
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Die neuesten Skulpturen Nevin Aladağs sind fantastische Musikinstrumente. Sie feiern im Lehmbruck Museum im Rahmen der Reihe „Sculpture 21st“ ihre Deutschlandpremiere. Mit enormem Einfallsreichtum entwirft die deutsche Künstlerin Skulpturen von großer Schönheit, die von Musiker*innen gespielt werden können. Sie lassen bisher ungehörte Klänge ertönen und bringen über geografische und geistige Grenzen hinweg das zusammen, was scheinbar nicht zusammengehört. Humorvoll und mit einem feinen Gespür für unsere Sinne entdeckt Aladağ das utopische Potential im Alltag. „Beim Arbeiten überlege ich immer: Was wäre, wenn die Dinge wirklich so wären, wie ich sie mir ausmale? Und wäre diese Utopie dann eine denkbare Version eines weiteren Alltags?“, kommentiert Aladağ ihre Arbeitsweise.

Für die programmatische Reihe „Sculpture 21st“ ist eine Präsentation entstanden, die zeigt, welche soziale Aufgabe Skulptur heute haben kann. Aladağs Werkstoffe sind Fragmente aus unterschiedlichen Kulturen, die sie zu einzigartigen ästhetischen Objekten verbindet. Die glänzende Messingkugel „Resonator Wind“ vereint die Mundstücke von Blasinstrumenten wie einer Trompete, Tuba, Querflöte oder einer Panflöte, während bei „Resonator Percussion“ Schlaginstrumente wie Trommeln, Cabasa, Glocken und eine Agogo miteinander kombiniert sind. Jedes Element entstammt aus einem anderen kulturellen oder geografischen Zusammenhang. Arrangiert aus geometrischen Formen, wie Kubus, Kegel, Kugel oder Zylinder verbinden sie westliche und orientalische Elemente miteinander. So übertragen sie visuell und akustisch die Idee einer kulturellen Pluralität.

Nevin Aladağ, Resonator Percussion, 2019 © VG Bild-Kunst, Bonn 2020, Foto Trevor Good.jpg
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Gleichwertig stehen auch die Fragmente in der Werkreihe „Social Fabrics“ nebeneinander. Für diese Serie collagiert Aladağ verschiedene Textilien unterschiedlicher Herkunft und Beschaffenheit: Ob Schurwolle, Seide oder Sisal; ob Handwerk oder Massenware – jedes einzelne Teppichfragment kann als Stellvertreter unterschiedlicher kultureller Identitäten verstanden werden, die auf diese Weise eine komplex vernetzte und vielschichtige „soziale Struktur” bilden. Durch die Auseinandersetzung mit Selbst- und Fremdwahrnehmung, Rollenzuschreibungen und Selbstentwürfen unterläuft Aladağ Klischees und vorgeprägte Erwartungshaltungen. Sie begegnet ihnen mit einer Mischung aus Traditionsverlust, dem Bewahren kultureller Identität und selbstbewussten Gegenentwürfen der eigenen Identität.

Nevin Aladağ, Social Fabric, Resonator, 2019 © VG Bild-Kunst, Bonn 2020, Foto Trevor Good.jpg
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Nevin Aladağ, Social Fabric, Noise, 2019 © VG Bild-Kunst, Bonn 2020, Foto Trevor Good.jpg
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Die Künstlerin

Nevin Aladağ wurde 1972 in Van (Türkei) geboren. Sie studierte von 1993 bis 2000 Bildhauerei bei Olaf Metzel an der Akademie der Bildenden Künste in München. Seit 2002 lebt und arbeitet Aladağ in Berlin. Fragen nach Herkunft und Identität sind zentrale Aspekte ihres künstlerischen Schaffens. Als Bildhauerin modelliert sie nicht mit klassischen Materialien, sondern löst Alltägliches aus seinen gewohnten Zusammenhängen und bringt es in neuen Konstellationen wieder zusammen. Ihre Werke überschreiten dabei formale und funktionelle Einordnungen und bewegen sich ohne theoretische Überfrachtung durch historische, kulturelle und politische Diskurse.

Nevin Aladağs Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen weltweit präsentiert, unter anderem in der Hayward Gallery in London (2020), dem Museum of Modern Art in San Francisco (2019/2020), der Schirn Kunsthalle in Frankfurt am Main (2019), dem Istanbul Museum of Modern Art (2017), der Kunsthalle Basel (2014/2015) und der Pinakothek der Moderne in München (2012). 2017 nahm Aladağ an der 57. Biennale in Venedig und der documenta 14 in Athen und Kassel teil, wodurch sie einem internationalen Publikum bekannt wurde.

Portait Nevin Aladag.jpg
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Aladağs Werke sind in international renommierten Sammlungen vertreten, so zum Beispiel im Centre Pompidou, Paris, in der Pinakothek der Moderne, München, der Sammlung für zeitgenössische Kunst der Bundesrepublik Deutschland, der Sammlung der Neuen Nationalgalerie, Berlin, der Sharjah Art Foundation (SAF), Sharjah, Vereinigte Arabische Emirate, und der Sammlung der Thyssen-Bornemisza Art Contemporary (TBA21), Wien.

Als Artist in Residence arbeitete die Künstlerin unter anderem in der ZF-Stiftung Kultur in Friedrichshafen (2011), den Künstlerhäusern Worpswede (2008) und im Goethe Institut Tiflis in Georgien. 2017 wurde Nevin Aladağ mit dem Ernst-Rietschel-Kunstpreis für Skulptur ausgezeichnet. Sie ist zudem Trägerin des GASAG Förderpreises (2007) sowie des George Maciunas Förderpreises (2004). Seit 2020 ist sie Professorin für interdisziplinäres künstlerisches Arbeiten an der HfBK Dresden.

Sculpture 21st

Unter dem Titel „Sculpture 21st” präsentiert das Lehmbruck Museum seit 2014, dem 50. Geburtstag des Museums, bedeutende Positionen zur Skulptur des 21. Jahrhunderts. Einige der wichtigsten Bildhauer*innen der Gegenwart, unter ihnen Tino Sehgal (2014), Antony Gormley (2014), Eija-Liisa Ahtila (2014), Xu Bing (2018) und Julian Opie (2019), präsentieren in der ikonischen Glashalle des Museums ihre Werke und unternehmen damit eine Positionsbestimmung zur Skulptur des 21. Jahrhunderts. Sie alle stellen auf sehr unterschiedliche Weise grundlegende Fragen an das Museum, die Kunst und ihr Verhältnis zur Gesellschaft.

Die imposante Nordhalle des Lehmbruck Museums mit ihren an drei Seiten großflächig verglasten Scheibenfronten aus über sieben Meter hohen Glasscheiben bildet die architektonische Schnittstelle zwischen Museum und Öffentlichkeit: Wechselnde monographische Inszenierungen mit Werken international bedeutender Künstler*innen laden den musealen Raum der außergewöhnlichen Museumsarchitektur Manfred Lehmbrucks neu auf und kreieren ein Erfahrungsfeld, das sich in der Wahrnehmung der Betracher*innen realisiert und diese physisch einbezieht.

Statements zur Ausstellung

Dr. Sebastian Ritter, Bürgermeister der Stadt Duisburg

„Als Bürgermeister der Stadt Duisburg finde ich, es ist ein schönes Sinnbild, dass die Künstlerin Dinge zusammenbringt, die angeblich nicht zusammenpassen, weil sie aus unterschiedlichen historischen, religiösen oder politischen Zusammenhängen kommen. Im übertragenen Sinne passt das sehr gut zu den Menschen hier in Duisburg, zu dem bunten Miteinander in unserer Stadtgesellschaft.”

 

Ursula Wißborn, Vorstand der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West

„Die von uns seit 2018 geförderte Ausstellungsreihe Sculpture 21st hat sich zu einer wirklich fruchtbaren Partnerschaft zwischen den Lehmbruck Museum und der Sparda-Stiftung entwickelt, deren Interessen sich in bezeichnender Weise überschneiden. Dies zeigt auch die Ausstellung der Künstlerin Nevin Aladağ, mit der es gelingt, den Blick nicht nur auf die Kunst, sondern auch auf die sozialen und gesellschaftlichen Themen zu lenken.  Deshalb freue ich mich, verkünden zu können, dass wir unser Engagement für Sculpture 21st in den nächsten drei Jahren fortsetzen.”

Bettina Böhm, Executive Director von Outset Germany_Switzerland

„Auf wunderschöne Art und Weise erreicht Nevin Aladağ durch ihre Arbeiten etwas, was uns in der schwierigen Zeit, die wir gerade weltumspannend erleben, am meisten fehlt: Nähe, Grenzüberschreitung und Emotionalität. Der Kern der Förderidee von Outset ist unbedingt international. Wir kennen keine Grenzen, und sollten sich welche vor uns auftun, versuchen wir, diese zu überwinden. Deshalb freut es uns ganz besonders, dass durch unsere Förderung mit der Arbeit „Resonator Wind“ ein Werk von Nevin Aladağ in die herausragende Skulpturen- Sammlung des Lehmbruck Museums übergehen soll, das die Idee der Grenzüberschreitung symbolisiert.”

 

Dr. Söke Dinkla, Direktorin des Lehmbruck Museums

„In unserer Ausstellungsreihe Sculpture 21st präsentieren wir zeitgenössische Positionen der Bildhauerei, die auf ganz unterschiedliche Weise grundlegende Fragen an die Kunst und ihr Verhältnis zur Gesellschaft stellen. Auf besonders empathische Weise vereint Nevin Aladağ in ihren Werken Elemente unterschiedlicher Kulturen und schafft damit einzigartige und zugleich außergewöhnlich schöne Sinnbilder für die Pluralität unserer heutigen Gesellschaft.”

Die Präsentation von Nevin Aladağ im Rahmen von „Sculpture 21st” wird unterstützt von der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West und Outset Germany_Switzerland.

Veranstaltungen

Digitales Begleitprogramm: Jede Woche eine Frage an Nevin Aladağ

Wonach sehnt sich Nevin Aladağ, was braucht sie für ein Arbeitsumfeld oder an welche gesellschaftliche Utopie glaubt sie? In kurzen Videos stellt sich Nevin Aladağ jeder Woche aufs Neue einer Frage von Wegbegleiter*innen und Mitarbeiter*innen des Lehmbruck Museums.

Veröffentlichung: ab 11. Mai Dienstags auf Instagram und Facebook und gesammelt auf der Museums-Website www.lehmbruckmuseum.de/jede-woche-eine-frage-an-nevin-aladag/

21. August 2021: Performance im Rahmen von Museum Tinguely AHOY!

Zum 25. Jubiläum geht das Museum Tinguely auf Schiffsreise von Paris über Amsterdam und das Rheinland bis nach Basel. Vom 19. bis 21. August 2021 legt Museum Tinguely AHOY! in Duisburg an und bietet in enger Kooperation mit dem Lehmbruck Museum drei Tage lang außergewöhnliche Kunsterlebnisse. Neben der Ausstellung und einer spektakulären Brunnenplastik an Bord erwarten die Besucher Performances von Nevin Aladağ, Keren Cytter und Marie-Caroline Hominal sowie vielfältige Vermittlungsaktivitäten und Workshops.

Fotos der Ausstellung

Lehmbruck Museum, Sculpture 21st - Nevin Aladag, (c) VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto Frank Vinken (5).jpg
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Lehmbruck Museum, Sculpture 21st - Nevin Aladag, (c) VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto Frank Vinken (1).jpg
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Lehmbruck Museum, Sculpture 21st - Nevin Aladag, (c) VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto Frank Vinken (3).jpg
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Lehmbruck Museum, Sculpture 21st - Nevin Aladag, (c) VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto Frank Vinken (4).jpg
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Lehmbruck Museum, Sculpture 21st - Nevin Aladag, (c) VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto Frank Vinken (2).jpg
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Allgemeine Abbildungen zum Lehmbruck Museum

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Lehmbruck Museum, Blick in den Lehmbruck-Flügel, Foto Dejan Saric.jpg
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Wilhelm Lehmbruck - Kniende, 1911, Foto Jürgen Diemer.jpg
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Wilhelm Lehmbruck, Vordergrund: Mutter und Kind, 1907, Foto: Lehmbruck Museum
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Lehmbruck Museum- Nordhalle Foto Dejan Saric.jpg
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„Neuaufgestellt! Neupräsentation der Sammlung“, Blick in die Ausstellung, Foto Lehmbruck Museum.JPG
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Lehmbruck Museum, Außenansicht der Glashalle vom Skulpturenhof aus, 2019, Foto Dejan Saric.jpg
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Lehmbruck Museum, Foto Jürgen Diemer.jpg
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Über Lehmbruck Museum

Das Lehmbruck Museum ist das international bedeutendste Museum für Skulptur der Moderne und der Gegenwart in Europa. Seine Sammlung moderner Plastiken von Künstlern wie Alberto Giacometti, Meret Oppenheim, Pablo Picasso, Barbara Hepworth und natürlich Wilhelm Lehmbruck ist europaweit einzigartig. Beheimatet ist das Museum in einem eindrucksvollen Museumsbau inmitten eines Skulpturenparks, der zum Schlendern und Entdecken einlädt.

Namensgeber des Hauses ist der Bildhauer Wilhelm Lehmbruck, der 1881 in Meiderich, heute ein Stadtteil von Duisburg, geboren wurde. Lehmbruck ist einer der bedeutendsten Bildhauer der Klassischen Moderne. Er hat mit seinem Werk maßgeblichen Einfluss auf nachfolgende Künstlergenerationen und ist auch nach seinem frühen Freitod im Jahr 1919 bis heute einflussreich geblieben.

Kontaktdaten

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