Wohin führt uns die Oberfläche eines Kunstwerks? Was sieht, was fühlt unser tastender Blick? Was erzählt uns die Oberfläche vom Prozess des Gemachtseins, von der Hand der Künstlerin oder des Künstlers? Welche Ideen bringt die Außenhaut eines Kunstwerks in der heutigen technologisierten Zeit hervor, und was verbirgt sich unter der Oberfläche?
Diesen Fragen nähert sich die Ausstellung mit Werken von Künstlerinnen und Künstlern, die auf besondere Weise mit Materialien und der Behandlung ihrer Oberflächen arbeiten. Die Oberfläche eines Gegenstands ist einladend oder abweisend, unscheinbar oder aufregend. Sie ist der erste Eindruck. Sie lädt uns ein, zu betrachten, zu begreifen und zu interpretieren. Die Ausstellung zeigt, wie sich die Oberfläche und ihre Bedeutung in der Skulptur im Laufe der Zeit verändert haben.
Sie präsentiert markante Beispiele des 19. und 20. Jahrhunderts mit Schlüsselwerken der Wegbereiter der Moderne wie Auguste Rodin, Medardo Rosso, Constantin Brâncuși und Wilhelm Lehmbruck, um von hier das Thema für die heutige Zeit in den Fokus zu rücken. Positionen des 21. Jahrhunderts markieren Werke von Berlinde De Bruyckere, Julian Opie, Rebecca Horn, Georg Baselitz, Carsten Nicolai, Janet Cardiff, Tony Cragg, Jenny Holzer, Daniel Canogar, Dorothee Golz, Jeppe Hein, Elina Autio, Stella Hamberg, Evan Roth, Michael v.Kaler, Heike Weber und Nezaket Ekici.
Seit der Überlieferung erster Zeichnungen und Höhlenmalereien sind die Oberflächen Träger von Botschaften, in denen sich die Werte einer Kultur vermitteln. In der künstlerischen Gattung der Skulptur ist die Oberfläche einer der zentralen Bedeutungsträger des Werkes. Oberflächen, ihre Beschaffenheit und Materialien sind aufgeladen mit unterschiedlichen Konnotationen. An ihnen entzünden sich nicht nur ästhetische Debatten, sondern sie vermitteln die repräsentativen Ansprüche des Werks.
Für Christina Kampmann, Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, ist die Ausstellung eindeutig eine „Einladung“, tiefer zu schauen:
Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler zeigen, dass Oberfläche mehr ist als nur das Äußerliche, dass sich vielmehr über die Oberfläche zentrale Motive der Skulptur des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart erst erschließen.
Oberbürgermeister Sören Link freut sich, dass „mit der wunderbaren Leihgabe der Eva von Auguste Rodin ein Meisterwerk der Moderne in Duisburg zu sehen ist, in der das Neue beispielhaft zum Ausdruck kommt.“ Kulturdezernent Thomas Krützberg hebt hervor, dass das „Museum mit dieser Ausstellung kunsthistorische Pionierarbeit leistet“.
„Die Stadt profitiert von der Ästhetik der Kunst. Unverwechselbarkeit und Identität sind im heutigen Wettbewerb der Standorte maßgebliche Faktoren und fließen in die Standortbewertung mit ein. Nicht nur ökonomische Maßstäbe, auch kulturelle Aspekte beeinflussen wirtschaftliche Entscheidungen. Und wenn hier kunsthistorische Pionierarbeit geleistet wurde, dann haben das Museum und die Stadt an weiterer unverwechselbarer Attraktivität gewonnen“, freut sich Ulrich Schneidewind, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Duisburg, über die gelungene Ausstellung.
Die Duisburger Surface-Ausstellung ist inspiriert von der allgegenwärtigen Präsenz der Oberflächen kleiner Screens unserer mobilen Computer, von der Ästhetik der Glätte und dem Wunsch, die Oberfläche zu durchdringen. Berührungsempfindliche Oberflächen unserer digitalen Geräte, die uns durch den Alltag begleiten, ermöglichen uns den Zugang zu einer scheinbar unendlichen Vielfalt verschiedener „virtueller Welten, Datenansammlungen und Informationen. Bereichert uns die aktuelle Dominanz des Taktilen, die wir uns in den letzten Jahren im Umgang mit sensuellen Interfaces und Touchscreens angeeignet haben, in der Wahrnehmung von Skulptur? Das Oberflächliche ist das unmittelbar Erfassbare, das, was sich schnell erschließt. Es ist der erste Eindruck, der in der Erinnerung haften bleibt. Für Medardo Rosso, den „Bildhauer des Lichts, ist der erste Blick das Entscheidende: ‚Der erste Eindruck ist grundsätzlich verschieden von dem, wenn das vom Beobachten müde Auge ausruht.‘
Es erscheint ein Katalog mit dem Titel „An der Oberfläche_On Surface. Von Rodin bis de Bruyckere. Die Oberfläche als Bedeutungsträger in der Skulptur“ im Wienand Verlag mit 140 Seiten und 118 farbigen Abbildungen. Mit Beiträgen von u.a. Marion Bornscheuer, Thomas Buchardt, Söke Dinkla, Friederike Fast, Elisabeth Giers, Heide Häusler, Nina Hülsmeier, Michael Krajewski, Guido Meincke, Sabine Elsa Müller, Dietmar Rübel.
Auguste Rodin, Medardo Rosso, Wilhelm Lehmbruck, Constantin Brâncuși, Max Bill, Mary Vieira, Janet Cardiff & George Bures Miller, Daniel Canogar, Dorothee Golz, Rebecca Horn, Carsten Nicolai, Julian Opie, Georg Baselitz, Jeppe Hein, Elina Autio, Stella Hamberg, Evan Roth, Michael v.Kaler, Heike Weber, Berlinde De Bruyckere, Nezaket Ekici, Tony Cragg, Jenny Holzer
Jeppe Hein, “Chakra Mirror Balloons I”, 2015, Photo by Studio Jeppe Hein, Courtesy of KÖNIG GALERIE, Berlin, 303 Gallery, New York and Galleri Nicolai Wallner, Copenhagen
Begleitend zur Ausstellung „An der Oberfläche_On Suface“ zeigt die Kunstvermittlung des Lehmbruck Museums zwei künstlerische Positionen: In „The WHOOM-arrangements in space“ werden die Besucher durch ihre eigenen Schatten zum Teil einer Geschichte. „Der Wächter – Der Besucher“ lässt papierne Skulpturen zu Metaphern werden. Ein Zaun löst sich durch Ablichtungen der Besucher langsam auf.
Die Oberflächen von Kunstwerken werden bis weit ins 20. Jahrhundert als Niederschlag des künstlerischen Schaffensprozesses geschätzt. Prof. Rübel, der mit seinen kunsthistorischen
Studien zur Materialästhetik bekannt geworden ist, hinterfragt in seinem Vortrag die Aussagen von Oberflächen am Beispiel ausgewählter Skulpturen.
Die Kölner Künstlerin Heike Weber entwirft eindrucksvolle raumfüllende Wandarbeiten. Für die Ausstellung „An der Oberfläche_On Surface“ hat sie eine ebenso monumentale, wie leichte
Die Künstlerin Nezaket Ekic führt ihre Performance „Not on Earth“ auf, in der ihr Körper zu einem überdimensionalen Pinsel wird und ein Bodenbild vollflächig rot färbt.
In einer Verbindung von Performance und klassischer Philosophie zeigt Nezaket Ekici eine Auswahl ihrer Arbeiten. Davon ausgehend weist ihr Ehemann Dr. Andreas Dammertz Wege philosophischer Betrachtung.
Auch bei Gemälden und in der Druckgrafik nimmt die Oberfläche seit dem Ende des 19. Jahrhunderts an Bedeutung zu. Die Referentin wird dies mit Bildbeispielen veranschaulichen.
Bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts teilten Fassaden etwas über die innere Struktur von Gebäuden mit. In der Moderne veränderte sich dies zunehmend. Diese Führung in der Innenstadt vermittelt wird neue Blicke auf die Häuser.
Die Anhänger Platons setzen sich dafür ein, die „Oberfläche“ als Schein zu überwinden und zu Tiefen des Seins vorzudringen. Die Gegner verteidigen bis heute die "Oberfläche" als das einzig uns Zugängliche und würdigen sie als Ort der politischen Gestaltung.
Private Führungen können auf Wunsch organisiert werden. Bitte vereinbaren Sie einen Termin unter Tel: 0203-283 2195 bzw. kunstvermittlung@lehmbruckmuseum.de
Workshop mit Christian Spieß, Christopher Quant im Museum und im FabLab an der Hochschule Rhein-Waal in Kamp-Lintfort für Kinder und Jugendliche ab 11 Jahren
Tel: 0203-283 2195 oder kunstvermittlung@lehmbruckmuseum.de
Über das Lehmbruck Museum
Das Lehmbruck Museum ist das international bedeutendste Museum für Skulptur der Moderne und der Gegenwart in Europa. Seine Sammlung moderner Plastiken von Künstlerinnen und Künstlern wie Alberto Giacometti, Meret Oppenheim, Pablo Picasso, Barbara Hepworth, Rebecca Horn und natürlich Wilhelm Lehmbruck ist europaweit einzigartig. Beheimatet ist das Museum in einem eindrucksvollen Museumsbau inmitten eines Skulpturenparks mit Werken von Bildhauerinnen und Bildhauern wie Alicja Kwade, Julian Opie, Tony Cragg und Dani Karavan.
Namensgeber des Hauses ist der Bildhauer Wilhelm Lehmbruck, der 1881 in Meiderich, heute ein Stadtteil von Duisburg, geboren wurde. Lehmbruck ist einer der bedeutendsten Bildhauer der Klassischen Moderne. Er hat mit seinem Werk maßgeblichen Einfluss auf nachfolgende Künstlergenerationen und ist auch nach seinem frühen Freitod im Jahr 1919 bis heute einflussreich geblieben.
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