Fast ein halbes Jahrhundert nach ihrem Tod widmet das Lehmbruck Museum der britischen Künstlerin Barbara Hepworth (1903–1975) eine große Ausstellung. Ihr Werk steht beispielhaft für die Befreiung der Form durch die Abstraktion. Mit Erfindungsgeist und handwerklicher Meisterschaft arbeitet sie die „freie“ Form aus dem Stein oder Holz heraus. Als Vorkämpferin der modernen Bildhauerei veränderte Hepworth mit den „Löchern“, den „piercings“, in ihren Skulpturen die abstrakte Kunst fundamental und wurde zu einer der führenden britischen Künstlerinnen ihrer Generation und zur ersten Bildhauerin, die internationale Anerkennung fand.
Die Skulpturen Hepworths wirken in ihrer Zeit stilbildend. In ihrer Formvollendung, Präzision und Harmonie inspirieren sie uns zum freien Denken. Heute stehen sie für die Aufbruchstimmung nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit ihrer Ruhe, inneren Balance und Ausgeglichenheit setzen sie die befriedende Kraft der Kunst frei – die Befreiung der Form hat die Kraft, an der Befreiung der Gesellschaft mitzuwirken. Hepworth war Teil eines großen Netzwerks an fortschrittlich denkenden Künstlerinnen und Künstlern, die der modernen Kunst wichtige Impulse gegeben haben. Zu ihnen gehörten Jean Arp, Constantin Brâncuși, Naum Gabo, Alberto Giacometti, Henry Moore und Antoine Pevsner, deren Skulpturen in der Zusammenschau mit den Werken Hepworths zu sehen sind. Die Ausstellung gibt so Einblicke in einen der entscheidenden Momente in der Entwicklung der modernen Bildhauerei.
Die Ausstellung umfasst rund 50 Exponate, darunter mehr als zwanzig Skulpturen von Barbara Hepworth und zeitgenössische Positionen von Künstler:innen wie Nevin Aladağ, Claudia Comte, Tacita Dean und Julian Charrière. Die Ausstellung entsteht in enger Kooperation mit The Hepworth Wakefield, Vereinigtes Königreich, mit Leihgaben aus prominenten Sammlungen wie The Royal Collection, London, Vereinigtes Königreich, Kröller-Müller Museum, Otterlo, Niederlande, Sprengel Museum, Hannover, Deutschland, Pier Arts Centre, Stromness, Vereinigtes Königreich, Kunstmuseum Den Haag, Niederlande, und dem Museum Morsbroich, Leverkusen, Deutschland.
Die Ausstellung wird gefördert durch die Kunststiftung NRW, durch die Kulturstiftung des Bundes, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, sowie durch den Landschaftsverband Rheinland (LVR), das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, die Kulturstiftung der Länder, die Ernst von Siemens Kunststiftung und die Duisburger Akzente.
Tausende von Glasmurmeln verwandeln den Boden der nördlichen Glashalle des Lehmbruck Museums in ein ebenso schillerndes wie fragiles Relief. Wie zufällig nehmen die Kugeln eine vertraute Konstellation ein: die einer Weltkarte. Das raumgreifende Werk „Map (clear)” von Mona Hatoum (*1952), mit dem die Reihe „Sculpture 21st“ fortgesetzt wird, spiegelt die extreme Verletzlichkeit unseres Lebensraumes wider. Die ambivalente Symbolik der Murmeln, die sowohl als Spielzeug wie auch als minderwertiges Tauschobjekt gesehen werden können, unterstreicht den politischen Charakter der Installation.
Der menschliche Körper und seine Sinne stehen im Zentrum der Werke Mona Hatoums. Mit ihren Performance- und Videoarbeiten wurde sie Mitte der 1980er-Jahre international bekannt. Heute gehört sie zu den renommiertesten Künstler:innen der Gegenwart. Hatoum wurde 1952 als Tochter palästinensischer Eltern im Libanon geboren. Seit Ausbruch des libanesischen Bürgerkriegs 1975 lebt sie in Europa. Rückblickend kommentiert sie diese Zeit so: „Das war zwar einerseits eine schlimme Erfahrung, doch andererseits würde ich sonst nicht das tun, was ich heute tue.“ Ihr Werk hängt eng mit ihren persönlichen Erfahrungen zusammen. Der Zustand des Unfriedens, politische Konflikte und Unterdrückung sind der Motor ihres Schaffens.
Mona Hatoums Arbeiten wurden weltweit präsentiert, unter anderem in Einzelausstellungen im Valencia Institute of Modern Art, Spanien (2021), im Hiroshima City Museum of Contemporary Art, Japan (2017), im Centre Pompidou, Paris (2014) und der Tate Britain, London (2000). Hatoum hat an zahlreichen Gruppenausstellungen teilgenommen, darunter die documenta 14 in Kassel und Athen (2017), der 51. Biennale di Venezia (2005), der documenta 11 (2002) und der 46. Biennale di Venezia im Jahr 1995. Neben anderen Auszeichnungen erhielt Hatoum den Praemium Imperiale (2019), den 10. Hiroshima Art Prize (2017) und den Joan Miró Prize (2011).
Der Duisburger Künstlerbund ist die älteste Künstlervereinigung der Stadt. Das 100-jährige Jubiläum des traditionsreichen Künstlerbundes ist der Anlass zu dieser Ausstellung und gibt uns die Möglichkeit, selten präsentierte Werke aus der Sammlung des Lehmbruck Museums zu entdecken. Duisburger Maler:innen, Bildhauer:innen und Fotograf:innen hatten sich im Jahr 1923 unter dem Namen „Notgemeinschaft Duisburger Künstler” zusammengeschlossen, um den sozialen und wirtschaftlichen Krisen zu trotzen. Nicht nur mit ihren Werken, sondern auch mit ihren Aktivitäten haben sie seitdem das kulturelle Leben der Stadt enorm bereichert und einen unverzichtbaren Beitrag zum kreativen Milieu geleistet. Entstanden ist ein kreatives Umfeld, das unterschiedlichen Stilrichtungen und Kunstgattungen Platz zur Entfaltung bietet. Das Lehmbruck Museum hat das Engagement des Künstlerbundes von Beginn an gefördert, durch Ausstellungen und Präsentationen und vor allem durch Erwerbungen.
Von rund der Hälfte aller ehemaligen und aktuellen Mitglieder des Duisburger Künstlerbundes besitzt das Lehmbruck Museum mindestens ein Werk. In der Studioausstellung sind ausgewählte Skulpturen, Gemälde, Zeichnungen und Fotos von 1930 bis in die Gegenwart zu sehen.
Detlef Becherer (geb. 1954), Andrea Bender (geb. 1972), Sigrid Beuting (geb. 1957), Rolf Binder (geb. 1926), Hetty Bresser (1914–2004), Chinmayo (1936–2021), Barbara Deblitz (geb. 1948), Klaus Florian (geb. 1954), Jutta Freudenberger (1945-2020), Ingrid Gibbels (1934–1993), Martin Goppelsröder (geb. 1942), Hans-Joachim Herberts (1925–1992), Elisabeth Höller (geb. 1958), Horst Inderbieten (1930–2015), Michael Kiefer (geb. 1960), Werner Kreuzhage (1904–1989), Hermann Kurz (1941–2006), Britta Lauer (geb. 1945) und Karl Prasse (1906–1997).
Kaum jemand prägt derzeit die Entwicklung der zeitgenössischen Skulptur intensiver als die Bildhauerin Alicja Kwade. Die 1979 im polnischen Kattowitz geborene Künstlerin besitzt ein unvergleichliches Gespür für Material, Form und Harmonie, das ihrem Werk eine Ausnahmestellung verleiht. Kwades Werkkonstellationen stellen existenzielle Fragen und führen uns spielerisch zum Nachdenken über unser Sein in der Welt. Kann die Welt auch anders sein? Können wir neue Erklärungen, Modelle und Konstrukte für unsere Welt finden? Unser Verständnis von Realität stellt Kwade immer wieder gekonnt auf die Probe und überschreitet die Grenzen unserer Vorstellung von Wirklichkeit. Kohle wird zu Gold, Kiesel zu Edelsteinen und das Vergehen der Zeit wird körperlich spürbar.
Die Ausstellung im Lehmbruck Museum zeigt das vielfältige Werk Alicja Kwades von ihrem Frühwerk bis hin zu neueren Arbeiten. In ihren Installationen geht Kwade oft in den Grenzbereich dessen, was physikalisch möglich ist: durch scheinbar unendliche Spiegelungen, Dehnungen, Vervielfältigungen, Zerlegungen und Neuzusammensetzungen schafft sie überraschend neue Perspektiven fernab unserer Sehgewohnheiten. Ihr Werk ist dabei von naturwissenschaftlichen, philosophischen als auch gesellschaftlichen Fragestellungen inspiriert. Mit ihrer klaren Bildsprache und unter Verwendung gefundener Objekte aus Natur und Alltagswelt schöpft das Werk Kwades mit einer enormen Fantasie aus dem Reichtum der existierenden Möglichkeiten, Methoden und Materialien.
Alicja Kwades Werke sind in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen weltweit vertreten. Zuletzt wurden unter anderem umfangreiche Einzelausstellungen in der Berlinischen Galerie – Landesmuseum für Moderne Kunst in Berlin (2021), dem MIT List Visual Arts Center in Cambridge in den USA (2019), dem Espoo Museum of Modern Art in Finnland (2018) und der Whitechapel Gallers in London (2016) präsentiert. 2019 bespielte sie die Dachterrasse des New Yorker Metropolitan Museum. Auch an internationalen Gruppenausstellungen und Biennalen nahm sie mit ortsspezifischen Installationen teil, wie zum Beispiel auf dem Place Vendome in Paris (2022), Desert X AIUIa in der Saudi-Arabischen Wüste (2022) und an der 57. Biennale di Venezia in Venedig (2017).
Die Ausstellung wird gefördert von der Sparkasse Duisburg, der GEBAG Duisburger Baugesellschaft mbH und der duisport - Duisburger Hafen AG.
Rückblickend betrachtet erscheint die Biografie einer Person häufig schlüssig und selbstverständlich. Doch hinter jedem Schritt im Leben steht eine Entscheidung. Erstmals lässt die interaktive Geschichte „Wer war Wilhelm?” die Spieler:innen an einschneidenden Momenten im Leben Wilhelm Lehmbrucks (1881–1919) teilhaben. Basierend auf wahren Begebenheiten schreibt die renommierte Autorin Theresia Enzensberger Lehmbrucks Biografie neu: Ihre fesselnde Geschichte lässt die Spieler:innen in die Zeit des Bildhauers eintauchen. Sie begleiten ihn durch Höhen und Tiefen seines bewegten Lebens, lernen Freund:innen und Zeitgenoss:innen kennen und bekommen Einblicke in den Schaffensprozess seiner Werke.
Die Smartphone-App „Wer war Wilhelm?” ist intuitiv von allen Interessierten spielbar, Vorkenntnisse im Bereich Gaming sind nicht erforderlich. Sie wurde gemeinsam mit dem Berliner Indie-Studio Paintbucket Games entwickelt und ist kostenlos für Android und iOS verfügbar.
Theresia Enzensberger wurde 1986 geboren, sie lebt in Berlin. Sie studierte Film und Filmwissenschaft am Bard College in New York und schreibt als freie Autorin unter anderem für F.A.Z., F.A.S., Monopol, ZEIT Online und DIE ZEIT. Bei Hanser erschien 2017 ihr erster Roman „Blaupause”, der mit der Alfred-Döblin-Medaille ausgezeichnet wurde, sowie zuletzt ihr zweiter Roman „Auf See” (2022).
Das Projekt wurde entwickelt im Rahmen von „dive in. Programm für digitale Interaktionen" der Kulturstiftung des Bundes, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Programm NEUSTART KULTUR.
Seit Mitte 2022 ermöglicht das Projekt „Mach Dein Ding! Freie Kreativität und kulturelle Teilhabe in der Migrationsgesellschaft” Kindern und Jugendlichen mit und ohne Migrationsgeschichte die wertvolle Erfahrung, Kultur kennenzulernen und selbst künstlerisch aktiv zu werden. In Kreativ-Workshops sowie bei Museumsbesuchen können sie sich in künstlerischen Ausdrucksformen wie Tanz, Theater, Fotografie, Film und Neue Medien ausprobieren. Dabei werden sie von Künstler:innen, Tänzer:innen und Pädagog:innen begleitet.
Während des Projekts lernen auch die beteiligten Institutionen und Kulturakteur:innen die Interessen der jungen Generation in der Migrationsgesellschaft besser kennen und entwickeln darauf aufbauend neue Vermittlungsformate und Vernetzungsstrategien, die über die Stadtgrenzen hinausreichen. Am Ende des Projektjahres präsentieren die Kinder und Jugendlichen selbst erdachte Ausstellungen, Führungen und Performances.
Im vergangenen Jahr wurden insgesamt sieben Projekte durchgeführt, für das Jahr 2023 sind weitere sieben geplant. Austauschtreffen mit den Kunstmuseen Krefeld und die Einbeziehung der Kompetenzen des Instituts für Deutsch als Zweit- und Fremdsprache DaZDaF der Universität Duisburg-Essen werden den Bereich des sprachsensiblen, sozialen Lernens im Lehmbruck Museum weiter stärken.
„Mach Dein Ding!” ist ein Kooperationsprojekt folgender Partner:innen: Kunstmuseen Krefeld, Lehmbruck Museum, KRESCH, ZIUMA e. V., Fachbereich Integration und Migration der Stadt Krefeld, Institut DaZDaF der Universität Duisburg-Essen, Kommunales Integrationszentrum Duisburg (KI), Tanztheater Ulla Weltike sowie privaten Förder:innen.
Mit Unterstützung der Beisheim Stiftung lebt das Projekt Diversität und fördert den interkulturellen Austausch.
In einem Gewirr aus unheimlichen, teils skurrilen Mischwesen ist der heilige Antonius in seinem roten Umhang erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Max Ernst, einer der bekanntesten Vertreter des Surrealismus, versetzt die Heiligenerzählung in eine fantastische Szenerie. Die wundersame Welt, in die Ernst uns entführt, ist typisch für die Kunst des Surrealismus, die Träume, das Unbewusste und das Fantastische einfängt.
Das Lehmbruck Museum lädt auf eine Entdeckungsreise in dieses Wunderland der Kunst ein. Im Rahmen der Sammlungspräsentation „Surreale Welten” (bis 7. Mai 2023) bieten Workshops, Führungen und Lesungen kreative Zugänge zu surrealistischer Kunst. Groß und Klein können staunen, experimentieren und das Wundern wieder neu erleben.
Als Meisterin der Abstraktion schlug die britische Bildhauerin Barbara Hepworth ihre Visionen direkt in das Material. Natürliche Materialien schätzte sie nicht nur für die Art, wie sie aussehen, sondern auch für ihren taktilen Reiz. Die Wunder der Natur und die raue Schönheit der Landschaft ihrer Heimat Yorkshire waren bedeutende Einflüsse auf ihrem Weg zu einer wichtigsten Künstlerinnen ihrer Zeit. Laut Hepworth sollte Kunst nicht nur betrachtet, sondern erlebt werden.
Zum Beginn der Ausstellung „Die Befreiung der Form. Barbara Hepworth – Meisterin der Abstraktion im Spiegel der Moderne” lädt das Lehmbruck Museum zu einem Familientag ein, der mit kreativen Workshops, bezaubernden Führungen und spannenden Lesungen Groß und Klein in die Wunderkammer der Natur mitnimmt.
Der Radio- und Fernsehmoderator Jörg Thadeusz liest aus seinem Künstlerroman „Steinhammer” (Erscheinungstermin: 5. April 2023), der sich an das Leben des Malers Norbert Tadeusz anlehnt, der es zum Meisterschüler Beuys‘ und zum Kunstprofessor brachte. Jörg Thadeusz schreibt in diesem authentischen Roman über einen Aufsteiger, der mit seiner Heimat bricht und sie doch nie ganz loswird.
Mit Hildegard Schuhenn-Weinig (Flöte) und Christof Weinig (Kontrabass) In Kooperation mit den Duisburger Philharmonikern
Arien und Kammermusik von Johann Sebastian Bach, Heinrich Bach, Johann Christoph Bach, Antonio Vivaldi, Johann Heinrich Schmelzer u.a.
Mit Marion Eckstein (Alt) und dem Barockensemble der Duisburger Philharmoniker: Luisa Höfs (Violine), Mathias Feger (Viola), Anja Schröder (Violoncello), Francesco Savignano (Violine) und Stephan Dreizehnter (Traversflöte)
Mit Markus Stockhausen (Flügelhorn/Trompete), Jeroen van Vliet (Piano, Synthesizer), Jörg Brinkmann (Cello) und Christian Thomé (Drums)
Ein Konzert des Eigenzeit-Festivals der Duisburger Philharmoniker mit Werken der Komponistin in Residence Konstantia Gourzi
Über das Lehmbruck Museum
Das Lehmbruck Museum ist das international bedeutendste Museum für Skulptur der Moderne und der Gegenwart in Europa. Seine Sammlung moderner Plastiken von Künstlerinnen und Künstlern wie Alberto Giacometti, Meret Oppenheim, Pablo Picasso, Barbara Hepworth, Rebecca Horn und natürlich Wilhelm Lehmbruck ist europaweit einzigartig. Beheimatet ist das Museum in einem eindrucksvollen Museumsbau inmitten eines Skulpturenparks mit Werken von Bildhauerinnen und Bildhauern wie Alicja Kwade, Julian Opie, Tony Cragg und Dani Karavan.
Namensgeber des Hauses ist der Bildhauer Wilhelm Lehmbruck, der 1881 in Meiderich, heute ein Stadtteil von Duisburg, geboren wurde. Lehmbruck ist einer der bedeutendsten Bildhauer der Klassischen Moderne. Er hat mit seinem Werk maßgeblichen Einfluss auf nachfolgende Künstlergenerationen und ist auch nach seinem frühen Freitod im Jahr 1919 bis heute einflussreich geblieben.
Kontaktdaten
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- Andreas Benedict
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Tel.: +49 (0)203 283-3206
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